Bär Mitko in Käfig

Vier Braunbären leiden in Slowenien in grausamer Privathaltung

VIER PFOTEN fordert Behörden nach dem Tod eines Bären zum dringenden Handeln auf  

4.3.2024

Hamburg/Lublijana, Slowenien, 04. März 2024 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ist in großer Sorge um vier Bären in Slowenien. Sie werden in Privatbesitz unter schrecklichen Bedingungen gehalten. Trotz unermüdlicher Bemühungen der Organisation, die Bären zu retten und in ihre artgemäßen Bärenwälder in Europa umzusiedeln, weigern sich die zuständigen Behörden, die Bären zu beschlagnahmen. Sie leiden seit Jahrzehnten in kleinen Käfigen und werden zu Unterhaltungszwecken missbraucht. Nun ist schnelles Handeln gefragt: Einer der ursprünglich fünf Bären ist kürzlich gestorben, nachdem er über 30 Jahre in einem Betongehege verbringen musste. Auch die übrigen vier Bären zeigen ernsthafte gesundheitliche Probleme. VIER PFOTEN fordert die zuständigen slowenischen Ministerien auf, endlich zu handeln und den Bären eine zweite Chance auf ein besseres Leben zu geben.

„Es ist ein Skandal, dass das EU-Land Slowenien Tiere dermaßen dahinvegetieren lässt. Die Bären leben seit Jahrzehnten in engen Käfigen, auf blankem Beton, ohne Schutz vor Witterung, ohne adäquates Futter oder medizinische Versorgung. Seit langem halten uns die Behörden trotz unserer intensiven Bemühungen hin und selbst nach dem Tod eines der Bären sind sie weiterhin untätig. Die Tiere sind wirklich in einer schlechten Verfassung – wir müssen sie endlich rausholen.“

Patricia Tiplea, Leiterin der Abteilung für Wildtierrettungen bei VIER PFOTEN.

Drei der Bären leben in Käfigen bei Restaurants, einer in einem Privatzoo. Die Zähne der Bären sind in einem desaströsen Zustand, was bei den Tieren massive Schmerzen verursachen muss. Zudem  zeigen sie stereotypes Verhalten wie das so genannte Drangwandern oder das Beißen an den Käfigstäben. Die Veterinärmedizinerin Julia Bohner vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hat sie im letzten Jahr  gemeinsam mit VIER PFOTEN besucht und eine alarmierende Diagnose gestellt: „Ich empfehle dringend, die Bären in ein artgemäßes Schutzzentrum zu bringen, um weitere physische und psychische Schäden zu verhindern“, so Bohner. 

Bär Felix: Trauriges Ende eines traurigen Lebens

Der verstorbene 33-jährige Bär Felix lebte gemeinsam mit der 34-jährigen Bärin Masha bei einem Restaurant & Hotel Gostilna Tušek in Kocevje. „Bei unserem Besuch stand den Tieren kein Trinkwasser zur Verfügung, die zwei kleinen Pools im Gehege waren leer. Der Boden war mit Fäkalien übersät, die darauf schließen ließen, dass das Gehege mindestens zehn Tage lang nicht gesäubert worden war. Außer einem Baumstamm gab es keinen Anreiz für die Bären. Beide Tiere waren apathisch und reagierten kaum auf Stimulation. Und jetzt ist Felix in seinem Betonkäfig gestorben – was für ein trauriges Ende eines traurigen Lebens“, so Tiplea.

Seit 2004 ist es in Slowenien für Privatpersonen eigentlich verboten, Bären zu halten, die der freien Natur entnommen wurden. Allerdings konnten Eigentümer, die ihre Tiere vor 2004 erworben hatten und sie nicht mehr auswildern konnten, eine Genehmigung zur Haltung vom zuständigen Ministerium bekommen. Auch nach einer Novelle des Tierschutzgesetzes, das im April 2023 in Kraft trat und auch die Haltung von in Gefangenschaft geborenen Bären verbietet, gilt diese Ausnahmeregelung. Verantwortlich für die Gesundheit und das Wohl der Bären ist die Behörde für Lebensmittelsicherheit, Veterinärwesen und Pflanzenschutz des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Lebensmittel. Für die Haltungsbedingungen ist allerdings das Ministerium für Umwelt und Raumplanung zuständig.

Gemäß der slowenischen Gesetzeslage müssten Bären Zugang haben zu: 

  • einem Außen-Gehege von 150 m²/Bär + 20m² für jeden weiteren Bären 
  • einem Innen-Gehege von 6 m² 
  • einem Wasserbecken von 60m² x 1,5m Tiefe 
  • frischem Futter, inklusive Fisch, Fleisch, Früchte und Gemüse
  • einem strukturierten Gehege mit naturbelassenem Boden und Klettermöglichkeiten

„Bei beiden Besuchen vor Ort mussten wir feststellen, dass keiner der Besitzer:innen die Bären gesetzeskonform hält. Allein das sollte doch die Behörden auf den Plan rufen. Wir versuchen nun, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, damit sie endlich in die Gänge kommen. Die Bären brauchen ganz dringend unsere Hilfe“, so Tiplea abschließend.

Weitere Informationen über den Einsatz von VIER PFOTEN für Wildtiere finden Sie hier
 

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