Der Bär auf dem Teller
Jedes Stück erzählt eine besondere Geschichte
Wer im BÄRENWALD-Bio-Bistro etwas zu Essen bestellt, der bekommt es auf besonderem Geschirr serviert. Jeder Teller und jede Schüssel sind handgefertigte Unikate. Und nicht nur das. Hinter dem BÄRENWALD-Geschirr steckt auch die besondere Geschichte vom Lernen und von jeder Menge neuer Chancen.
Richard ist der Mann für die filigranen Dinge: Aus schwerem, matschigem Ton zaubert er zarte und exakt gearbeitete Blüten, die später eine Gartenkugel zieren werden. Er und seine Mitstreiter sind es, die in der Töpferwerkstatt des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) in Waren (Müritz) exklusiv das BÄRENWALD-Geschirr produzieren. Seit 2019 ist Richard Schüler der CJD-Produktionsschule, die einzigartig in der Region ist. Hier lernen Jugendliche, die anderswo längst abgeschrieben wurden - als Schwänzer, als Abbrecher. Kein Schulabschluss, keine Lehrausbildung – rund 50 Jugendliche der Produktionsschule teilen diese Laufbahn, die ja eigentliche keine ist. „Wir aber geben hier niemanden auf“, betont Cornelia Schneidewind. Sie ist Leiterin der Kreativ-Werkstatt der CJD-Produktionsschule und studierte Sozialpädagogin. Sie weiß, dass der Weg, den ihre Jugendlichen hinter sich haben, beileibe kein einfacher war. „Viele haben nicht die Unterstützung aus dem Elternhaus, wie man sich das wünschen würde. Viele unserer Jugendlichen waren Mobbing-Opfer, viele sind mit dem Schulsystem nicht zurecht gekommen. Und dann stehen sie eines Tages da – ohne Schulabschluss, ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz“, erklärt Cornelia Schneidewind.
Richard präsentiert einen handgefertigten Teller für unser Bio-Bistro
Die Mitarbeiter der Produktionsschule möchten den Lebensläufen der Jugendlichen eine neue Richtung geben, sie ändern, beeinflussen, zum Besseren wenden. Das Konzept der Produktionsschulen wurde in Dänemark entwickelt. Das Machen, das Selbermachen, das Handwerk stehen in der Produktionsschule im Vordergrund und damit die Chance für Jugendliche, neue Fähigkeiten zu erwerben und damit auch neues Selbstbewusstein, um neue Ziele zu erreichen. Am Ende sogar einen Schulabschluss. Das CJD hat das dänische Konzept der Produktionsschule in der Seenplatte mit Erfolg etabliert und entwickelt. Die Auslastung der Schule ist hoch und liegt bei 110 Prozent. „Die Zahlen geben uns seit Jahren recht. Viele Jugendliche schaffen es durch unsere Hilfe, einen neuen Weg einzuschlagen“, weiß Cornelia Schneidewind. Dass das jede Menge Arbeit, Einsatz und Leidenschaft von den CJD-Mitarbeiter verlangt, und ja, auch „jede Menge Geduld und Nervenstärke“, wie sie sagt, das wisse jeder ihrer Kollegen. Es sei eben nicht immer einfach. Aber wenn dann wieder ein Jugendlicher seinen Abschluss geschafft hat, wenn er einen Ausbildungsplatz bekommen hat oder einen Job, „dann ist das für mich schöner als ein Geschenk zu Weihnachten“, sagt sie.
Auf das Rohmaterial wird das Bären Motiv gezeichnet
In der Produktionsschule gibt es fünf verschiedene Bereiche, in denen die Jugendlichen lernen und arbeiten: die Holzwerkstatt, den Forst- und Fischereibereich, den Bereich Handel und Versorgung, bei dem die Jugendlichen die Essenversorgung der Produktionsschüler selbst übernehmen, die Sparte Garten- und Landschaftsbau und nicht zuletzt die Kreativwerkstatt mit der Töpferei. Hier werden die BÄRENWALD-Teller, -Tassen, -Becher und -Schüsseln gefertigt. Der Aufwand ist hoch: Zunächst wird das Geschirr aus Ton in Formen gegossen und mit Hilfe von Schablonen die typischen Bären-Gesichter aufgebracht. Dann wird das Geschirr das erste Mal in einem speziellen Ofen gebrannt. Anschließend versehen die Jugendlichen die gebrannte Ware mit Glasur, die sich bei einem zweiten Brand mit dem gebrannten Ton verbindet. Erst wenn die Teller, Tassen und Becher eine strenge Kontrolle überstanden haben, erst dann werden sie in den BÄRENWALD geliefert – um im Bio-Bistro zum Einsatz zu kommen oder um im BÄRENWALD-Shop verkauft zu werden. „Ich finde es schön zu wissen, dass anderen unsere Arbeit gefällt, dass sie das kaufen, was wir hier gemacht haben“, meint Produktionsschüler Richard. Das Lernen, das macht ihm mittlerweile sogar Spaß. Seine Hoffnungen sind wieder aufgeblüht: „Ich suche einen Ausbildungsplatz.“ Und er weiß inzwischen: „Lernen ist wichtig, Lernen bringt mich weiter.“
Einblicke in die Produktion
neue Geschirrlieferung für unseren lokalen Shop und unser Bio-Bistro